Was ist Lese-Rechtschreib-störung?

 

Der Bundesverband Legasthenie e.V. beschreibt die Lese-Rechtschreibstörung (auch LRS, Dyslexie oder Legasthenie) als Entwicklungsstörung von Teilfunktionen, die zu einem großen Teil erblich bedingt ist.  Eine LRS  ist alles andere als selten, wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass  bis zu 10 Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind.

Davon abzugrenzen ist eine Lese-Rechtschreibschwäche, die nicht erblich ist, deren Häufigkeit aber offenbar zunimmt, so verzeichnen es zumindest die regelmäßigen Studien des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).  Auch amerikanische Studien stellen fest, dass mittlerweile bis zu 40 Prozent der Kinder im 5. und 6. Schuljahr starke Schwierigkeiten im Bereich sprachlicher Fähigkeiten aufweisen (Quelle: Yale Center for Dylexia and Creativity).

Lesen und Schreiben sind komplexe Angelegenheiten. Unser Gehirn muss geschriebene Buchstaben mit Lauten verbinden und diese in die richtige Reihenfolge bringen, damit einzelne Worte entstehen, um diese dann in verständlichen Sätze zusammenzufassen. Menschen mit LRS haben hiermit Schwierigkeiten, bei ihnen verarbeitet  die verantwortliche Hirnregion die entsprechenden Reize anders. 

LRS nicht verstecken

Diese Schwierigkeiten stehen allerdings in keinem Zusammenhang mit der allgemeinen Intelligenz. Menschen, die langsam lesen oder schreiben, sind sogar oft sehr schnelle und kreative Denker mit starken logischen Fähigkeiten. So hat der „Club" der Dyslexie eine ziemlich illustre Mitgliederliste, auf der sich unter anderem Albert Einstein, Charles Darwin, Stephen Hawking, John Lennon oder Bill Gates befinden.

Wenn jedoch der erste wichtige Schritt beim Lesen- und Schreibenlernen schon eine Hürde darstellt, sind alle folgenden umso schwieriger. In jedem Schulfach muss gelesen und geschrieben werden und schließlich wird das Erlernen einer Fremdsprache noch einmal zur zusätzlichen Herausforderung. Deshalb ist es wichtig, eine LRS so früh wie möglich zu erkennen, um Grundlagen zu festigen und Bewältigungsstrategien zu erlernen.

In der Schule machen LRS-Kinder sehr unterschiedliche Erfahrungen. Manche erhalten einen Nachteilsausgleich oder spezielle Förderung, auch Lerntherapie. Dies wird jedoch von Schule zu Schule unterschiedlich behandelt. Die Kriterien, nach denen die Beurteilungen erfolgen, ob ein Kind für eine Fördermaßnahme in Frage kommt, sind nicht immer eindeutig. Eine Möglichkeit, einen Nachteilsausgleich durch die Schule zu erhalten, bedarf des Engagements von Lehrern und der Bereitschaft einer Lehrerkonferenz, sich dem Einzelfall gezielt zuzuwenden 

Ist Lerntherapie Nachhilfe?

Anders als in der Nachhilfe, wird in der Lerntherapie kein Schulstoff nachgeholt, sondern es wird am schriftsprachlichen Fundament gearbeitet. Dabei gehen wir Schritt für Schritt vor.

Je nach Lernstand festigen wir zunächst die Reihenfolge und Richtungswahrnehmung der Buchstaben und die Buchstabe-Laut-Zuordnung. Nachdem die alphabetische Strategie verstanden und Silbenkompetenz vorhanden ist, finden wir gemeinsam heraus, wo es Regeln zu entdecken gibt. Auf der orthographischen Ebene ist das Selbst-Entdecken wichtig, denn etwas, das man eigenständig herausgefunden hat, wird leichter im Gehirn verankert als auswendig Gelerntes. 

Auf der morphematischen Ebene beachten wir Wortstamm sowie Vor- und Nachsilben und können wiederkehrende Strukturen erkennen. Groß- und Kleinschreibung sowie Zeichensetzung bilden die wortübergreifende Ebene. 

 

Besonders wichtig ist eine vertrauensvolle Atmosphäre mit Einbindung und Stärkung bestehender Ressourcen. Nur so können sich Selbstvertrauen und Motivation  entfalten. Oft erfolgt bald eine Kettenreaktion. Sobald Angst und Frust etwas sinken, hat das Gehirn wieder mehr Kapazitäten für das Lernen frei und erste Erfolgserlebnisse stellen sich ein. 

 Warum integrativ? 

In die integrative Lerntherapie können je nach Bedürfnis Elemente aus Logo-, Ergo- oder auch der Kunsttherapie mit einfließen. 

Für mache Schüler ist es hilfreich, die Verarbeitung von Seh- und Hörreizen zu schulen. Auch Übungen mit Stimme und Aussprache sind teilweise angebracht. Durch kunsttherapeutische Elemente finden viele Kinder sehr effektiven Zugang zu dem, was sie eigentlich ausdrücken möchten. Außerdem können Hemmungen abgebaut und Gefühle wie Frust, aber auch Stolz oder Freude verarbeitet werden. Konzentrationsübungen und Entspannungseinheiten kommen ebenfalls bei Bedarf zum Einsatz.  

 

Auch die Zusammenarbeit mit Eltern und Lehrern ist essenziell. Eltern informiere ich über den konkreten Therapieverlauf tun und bespreche mit ihnen, wie Schüler auch zu Hause unterstützt werden können. Mit Lehrern kann ich mich über Themen, Lücken und Methoden abstimmen. Wenn es passt, kommt es auch durchaus vor, dass mal für eine Arbeit gelernt wird. Eine gute Note ist schließlich das Erfolgserlebnis schlechthin.